BRAUNSCHLAG

Ein etwas anderer Schulskikurs

Es ist auch schon wieder mehr als zehn Jahre her. Wir drehten im Waldviertel, nahe der tschechischen Grenze. Der Begriff Schulschikurs muss oft und für Vieles herhalten. Aber selten war er treffender. Außer, wenn tatsächlich ein Schulskirkurs gemeint ist, dann wäre er noch präziser. Die Tage waren lang, und da wir nach Drehschluss alle ins Feriendorf fuhren, wo wir untergebracht waren, ging es dort dann weiter. Es war alles wie im Rausch. Wir lachten permanent, schliefen wenig, tranken zuviel und glaubten, dass wir jetzt alle für immer zusammen bleiben werden. Das ist auch so ein ungesunder Aspekt des Berufs. Wir arbeiten mit Emotionen. Manchmal sind diese einfach zu schnell und überdosiert und dann glaubt man, etwas hätte bereits nach kürzester Zeit Substanz und Wichtigkeit. Stimmt aber oft nicht. Dennoch sind in diesem Jahr und während dieser Wochen auch Weichen gestellt worden, die jetzt, viele Jahre später wieder zum Tragen kommen. Stipsits und ich hatten uns schon kurz davor beim Dreh zu Wie man leben soll kennengelernt und schrieben, wenn wir nicht mit den anderen tranken, bereits an Triest. Ich hatte überhaupt keine Vorstellung davon wo uns diese Bühnenstück überall hinführen würde. Es sollten über dreihundert Vorstellungen werden.

Doch zurück zu Braunschlag. David Schalkos Groteske wurde vom Feuilleton und Publikum gleichermaßen geliebt. Das kommt nicht so oft vor. Auch für Deutschland und die dortige TV- und Filmlandschaft öffnete dieses Projekt diverse Türen für die Mitwirkenden. Simon war einer der wenigen, der vorher schon in Deutschland bekannt war und in Berlin lebte.

Wir hatten einander bereits zwei Jahre davor bei den Aufschneider-Dreharbeiten kennengelernt und ich nutzte, nicht zuletzt wegen ihm, jede Gelegenheit nach Berlin zu fahren. An der Volksbühne gab es tolle Sachen zu sehen, Funny van Dannen* trat in kleinen Kneipen auf und Simon fuhr mich mit seinem wunderbschönen Defender durch die “Hauptstadt der Gefühle”*, seine Hündin Berta auf dem Rücksitz. Mittlerweile ist Berta gestorben und das Auto gestohlen, aber die Freunschaft besteht immer noch. So auch zu diesem Mann hier im Vordergrund. Der Kameramann Juhani Zebra ist mein ältester Freund, wir kennen einander seit dem Kindergarten. Er lebt immer noch in Berlin und ist immer noch der Bruder von Leena Koppe, die wiederrum die Kamerafrau von Marie Kreutzer ist. Hier schließt sich wieder ein Kreis.

Die Bilder sind von Ingo Petramer und Arnold Pöschl.
Noch ein paar Impressionen von hinter den Kulissen der fiktiven Waldviertler Gemeinde:


"Grüß Gott Sankt Pölten!"


“Wir rauchten, als kriegten wir’s bezahlt.” (frei nach Element of crime)

Im Wald mit Adina Vetter.

Stefanie Reinsperger begegnete ich bei diesem Projekt auch zum ersten Mal. Wir sollte später drei Salzburger Landkrimi gemeinsam drehen. Doch davon an anderer Stelle mehr.



AUFSCHNEIDER

Der Anfang von Vielem

Es ist Frühling im Jahr 2009. Ich sitze im Rüdigerhof und beginne mich langsam von den letzten beiden Jahren im surrealen Falco-Universum zu erholen. Eine unbekannte Nummer leuchtet auf meinem Display auf. 0664..., das weiß ich noch.
-Ja bitte?
-Servus, da spricht der Josef Hader, I woit nur sagen, dass du uns beim Casting total gut g'foin host und wir täten dir gerne die Rolle vom jungen Pathologen anbieten.
-Also...wie jetzt...ich meine...ist das..?
-Mi tät's total g'frein, weil wir hätten dann a poa wirklich schöne Szenen miteinander.
-Also, wenn Sie das so sagen...also, Josef ich darf doch Du sagen...
Was für ein erbärmlicher Versuch aus seinem Programm zu zitieren, er geht zum Glück nicht darauf ein.
-Oiso, I bis bald. Pfiati.
Welchem meiner Freunde habe ich vom Aufschneider-Casting erzählt? Und noch wichtiger, wer von ihnen kann Josef Hader so gut imitieren?
Ich habe die Geschichte in Interviews nach Vorbildern gefragt, oft erzählt. Sean Penn, Tilda Swinton, natürlich Bowie und auch Dr. Kurt Ostbahn, oder ganz zu Beginn die Marxbrothers und Chaplin, aber in den prägenden Teenagerjahren, als sich der Berufswunsch erhärtete, war es am allermeisten Josef Hader, der mich faszinierte und dem ich, was seine Arbeit betrifft, auf die Schliche zu kommen versuchte. Ich hatte ihn einmal für eine Schülerzeitung interviewt; aber gut, das hatten viele getan, weil er eben so nett ist und immer zusagt. Also wie jetzt? Ruhig bleiben, Synapsen explodieren lassen, erstmal noch eine Smart Export und bitte noch einen Kaffe. Ich war beim Casting gewesen. Es war Stadtgespräch gewesen, zumindest in der Branche, alle wollten dabei sein. Der coole David Schalko und der Kabarettgott Josef Hader hatten sich zusammengetan und eine Geschichte über ein Krankenhaus geschrieben. Ein Stück über Oben und Unten, Chirurgie vs Pathologie. Ein paar Namen machten bereits die Runde. Ursula Strauss, Oliver Baier, Georg Friedrich, Meret Becker und sogar Simon Schwarz,den ich seit den Brenner Filmen so verehrte würden bereits zugesagt haben.


Bild (c) 1 privat, 2 Ingo Pertramer
Ich war zum Casting eingeladen worden. Das alleine hatte mich schon stolz gemacht. Aber mit wem hatte ich gerade telefoniert? War das tatsächlich möglich? Konnte das sein? Kurz darauf leuchtete mein altes Nokia Handydisplay wieder auf. Eine weitere Nummer, die ich nicht eingespeichert hatte. Seit dem Falco Film war ich da vorsichtig, aber jetzt bekam die Causa ja beinahe eine investigative Komponente, also hob ich ab. Ein tiefe, nuschelnde, verschlafene Stimme war am anderen Ende der Leitung. Die konnte definitiv keiner meiner Freunde nachmachen. Schalko bestätigte die Echtheit des Unterfangens. I got the part.
Bald daruf ging es los. Leseproben, Fittings, viel Gelächter, heiße Diskussionen. In diesem wunderbaren Haufen die coolste von Allen: Pia Hierzegger. Wie sie mit stoischer Präzision aus jeder Pointe das Maximum holte beindruckte mich sehr. Danaben Georg Friedrich: Marlboro Menthol 100 auf Kette. Wir versuchten ihm später in Triest ein Denkmal zu setzen und legten ihm unter anderem folgenden Satz in den Mund: "Es gibt nur zwa Soch'n, die I ned mog: Haltbarmilch und Menschen!" Einmal war er sogar im Stadtsaal und sah es sich an. So aufgeregt waren wir bei keiner anderen der dreihundert Vorstellungen.

Bild (c) Ingo Pertramer
Die Drehtage dauerten oft achtzehn Stunden, manchmal länger. Dem Produzenten John Lüftner waren die Hände gebunden. Der Regisseur des Unterfangens war und ist sein Firmenpartner. Aber ich denke, es hat sich gelohnt. Wenn eine Szene stundenlang geprobt werden musste, dann wurde sie eben stundenlang geprobt. Man trieb sich, trotz steigender Müdigkeit, gegenseitig an. So kann Fernsehen auch aussehen, war das unausgesprochene Überthema. Bis heute erfreut sich der Zweiteiler großer Beliebtheit und wird sehr oft wiederholt. Insgeheim glaube ich auch, dass ohne den Erfolg von Aufschneider kein Braunschlag möglich gewesen wäre. Neben vielen wunderbaren Ereignissen, die sich auch zwischen den Szenen und Tage zutrugen, verbrachte ich meine Zeit meistens mit dem Krankenhausdirektor. Seine Name im echten Leben: Simon Schwarz. Über die Bande fand ich bei dieser Produktion also auch noch einen Freund fürs Leben.
Die Außenaufnahmen und die Szene im Kreisverkehr wurden bei der Wiener Gebietskrankenkasse gedreht. Meine Mutter hatte viele Jahre dort gearbeitet. Als einzige Ärztin unter lauter männlichen Berufskollegen. Ich verbrachte als Kind immer wieder Zeit dort. 25 Jahre später war ich zu ihrer Arbeitsstätte zurückgekehrt und tat für ein paar Wochen so, als hätte ich auch Medizin studiert. So wie sie.



Bilder (c) Ingo Pertramer

FAUNER CONSULTING












FALCO, VERDMAMMT WIR LEBEN NOCH


Eine Freundin von mir sagt gerne: "Energie folgt der Aufmerksamkeit." Sie glaubt da fest daran. Ich würde das auch gerne, aber mir gelingt es nicht so ganz, oder zumindest nur manchmal. Dennoch bietet mir mein Beruf immer wieder Geschichten an, die in diese Theorie erhärten. Eine solche habe ich oft erzählt und ich erzähle sie aber gerne auch hier nocheinmal. Sie fühlt sich auch heute, fünfzehn Jahre später, immer noch ein wenig surreal an. Ich hatte die Schauspielschule beendet und war ein Jahr in Linz am Theater gewesen. Da sich dies aber mit unseren Ambitionen als Band schlecht vereinbaren ließ, hatte ich gekündigt und spielte Theater in der sogenannten freien Szene. Immer versuchte ich Band und Theater unter einen Hut zu bringen. Soll heißen, wenn man mir eine Rolle anbot, versuchte ich die Band mit hinein zu verhandeln.

Bilder (c) Mondscheiner
Besonders gedeihlich klappte dieses Unterfangen bei und mit dem Regisseur Alexander Kubelka. Schon diese Geschichte verlief so unglaubwürdig, dass man sie erzählen muss: Kubelkas damalige Lebensgefährtin war zu diesem Zeitpunkt meine Agentin. Ich war zum Kaffe geladen, um die gemeinsamen Pläne zu besprechen. Wir saßen bei Kaffe und Kuchen, als plötzlich ein Mann im Bademantel in der Küche stand. Dann passierte etwas, das in diesem Beruf leider äußerst selten vorkommt: er sah mich eine Weile an ohne etwas zu sagen und engagierte mich vom Fleck weg, also strenggenommen von der Küchenbank weg.

Bild (c) Neue Oper Wien
Nach einer gemeinsamen Opernproduktion, nahm er mich als Edgar (das ist der Bruder, der verrückt wird und nackt durch den Wald läuft) mit nach Klagenfurt um King Lear zu probieren. Die Band war Teil des Deals und so waren wir alle vier mit Familien als Schauspieler und Musiker für sieben Wochen in Klagenfurt. Inge Maux, die wir später für Fauner Consulting engagierten, spielte den Narren und Dirk Diekmann, der meinen Bruder Edmund gab, waren unter anderem auch Teil des Ensembles. Von Dirk lernte ich einen völlig neuen Zugang mit Sprache um zu gehen. Bis zu seinem Tod schickten wir uns Sprachnachrichten mit Gedichten, die wir entdeckt hatten. Den König spielt Wolfgang Hübsch. Während der Proben nahm er mich einmal zur Seite und meinte: "Mach' nicht den gleichen Fehler wie ich, bleib' nicht am Theater hängen. Geh zum Film!" Ich stammelte nur: "Ja, das will ich eh."

Bilder (c) Stadttheater Klagenfurt


Bilder (c) Landestheater Vorarlberg
Ein paar Tage später saß ich in Klagenfurt im Theatercafe, da sprang mir eine Schlagzeile in einem Boulevardblatt ins Auge: "Robert Stadlober legt die Falco-Rolle zurück!" Im Artikel waren ein paar Namen angeführt, wer die potentiellen Kandidaten sein könnten. Meiner war nicht dabei. Keine Ahnung, woher die Hybris kam, die sich meiner in diesem Moment bemächtigte. Vielleicht lag es daran, dass ich mich wohl fühlte zu dieser Zeit, dass es leichte, unbeschwerte Tage in Kärnten waren, dass meine kleine, gerade erst gegründete, Familie dabei war, dass es ein Arbeitsumfeld war in dem man sich gerne bewegte, das im Großen und Ganzen von Respekt getragen war. Wie auch immer. Mir war jedenfalls in diesem Moment klar: tut mir leid liebe Kollegen, aber diese Rolle gehört mir. Dann weiß ich nicht mehr genau, ob mich die Erinnerung trügt, weil alles so schnell ging. Jedenfalls schrieb ich der Casterin Eva Roth einen Brief. Sie meinte, ich sei zu unbekannt, man wolle einen großen Namen, schließlich sei es ein sehr teures Projekt und da brauche man jemand, der es gewohnt sei mit Druck um zu gehen. Sie lud mich für Wickerl Adam, eine Nebenrolle im Film, zum Vorsprechen ein und meinte, ich können ja auch für die Hauptrolle ein bisschen was vorbereiten. Wenn dann noch Zeit sei, könne man das im Anschluss noch dranhängen. Versprechen könne sie aber nichts. Die Band half mit. Wir studierten zwei Falco Songs ein. Ich weiß nicht mehr welche. Was ich noch weiß ist, dass ich nicht nur ein zweites Casting mit dem Regisseur Thomas Roth bekam, sondern dass selbiger mit dem Herrstellungsleiter Markus Pauser und den Produzenten eines nachts bei meiner Mutter im Garten stand. Hinten im Schuppen hatten wir unseren Proberaum. Dieser wurde für mich plötzlich das Tor zur Filmwelt. Ich bekam die Rolle. Der Produzent Andreas Kamm sagte den Satz: "Mach' uns den Hans!" So einfach und so schwer zugleich. Es waren nur noch sechs Wochen bis Drehbeginn. Die Zeit drängte. Ich richtete mir ein Falco-Zimmer ein und karrte Videos, Bücher und alle Interviews die man kriegen konnte, an. Susi Stach startete bei diesem Projekt ihre zweite Karriere. Sie spielt nicht nur Mama Hölzel im Film, sie begann auch ihre Arbeit als SchauspielerInnen-Coach. Wir sahen die Videos, die jede(r) kennt, immer und immer wieder. Da musste wir präzise sein, da würde es einen direkten Vergleich geben. Bei den "privaten" Szenen hatten wir vergleichsweise mehr Freiheit.



Bilder (c) Petro Domennig
Auf mehreren Ebenen bekam ich Crashkurse. Der heftigste war jener im Umgang mit den Medien. Vorher hatte sich kaum jemand interessiert und von einem Tag auf den anderen, konnten wir uns der Anfragen gar nicht erwehren. Es erschienen Interviews, die ich nie gegeben hatte und plötzlich war ein großes Farbfoto von der Kostümprobe am Cover der Kronenzeitung. Und das alles noch vor Drehbeginn. Als es dann los ging, war ich im Tunnel. Mir war, zu meinem großen Glück, gerade noch rechtzeitig bewusst geworden, dass das Projekt zu groß war um es allen recht zu machen, geschweigedenn allen zu gefallen. So beschloss ich, mich wenn möglich selbst zu unterhalten. Christian Tramitz und Niki Ofczarek flankierten mich. Sie hatten mir zu verstehen gegeben, dass sie meine Herangehensweise schätzten. Damit machten sie mir das größte Geschenk. Ich fühlte mich frei. Plötzlich hatte ich zwei größere Brüder mit denen ich spielen und alles ausprobieren konnte. Außerdem passten sie auf mich auf und achteten darauf, dass ich mich nicht vergaloppierte. Das vergesse ich ihnen nie. Die Kraft die mir das gab, erhärtete meinen Wunsch nach einem guten Miteinander. Ich habe danach immer darauf geachtet jüngeren KollegInnen meine Unterstützung wissen zu lassen. Nicht zuletzt deswegen weil ich am eigenen Jungschauspielerleib mitbekommen habe, wie maßgeblich so eine Kraft für den weiteren Berufsweg sein kann.

Noch etwas hatte sich verändert. Die Tage waren so angefüllt bis oben hin. Drehen, Presse, Promotion. Dauernd wollte jemand etwas. Ich wollte freundlich bleiben und mir für alle auch Zeit nehmen. Was ich nicht bermerkte: meine kleine Familie, mit der es in Klagenfurt noch so fein gewesen war, begann ich zu vernachlässigen. Das tut mir bis heute leid. Obeschon ich von method acting nichts halte, hat meine Frau wohl recht. Jede größere Rolle hinterlässt Spuren. Es bleibt ein wunderschöner, aber auch gefährlicher Beruf und man muss auf die, die einem wichtig sind, sehr gut aufpasssen. (Das gilt ziemlich sicher für andere Berufe auch) Der Produzent Andreas Kamm bekam mit, dass ich etwas strauchelte und sagte: "Du fährst ab jetzt nur noch Taxi. Bis der Wahnsinn vorbei ist." Das ist mir wohl auch deshalb in bleibender Erinnerung, weil in meinem Leben war Taxifahren bisher die absolute Ausnahme gewesen. Taxifahren und ins Restaurant gehen. Das leistet man sich einmal im Jahr. Plötzlich fuhr ich am hellichten Tag einfach so in einem Taxi durch Wien. Oder von Ybbs zum Flughafen. Das kam nämlich auch noch hinzu. Der Band hatte ich versprochen, dass auch während der Dreharbeiten kein Konzert abgesagt wird. Ehrensache. Ich pfiff zwar schon aus dem letzten Loch, aber wenn man jung ist und die Dinge gerne tut, geht einiges. Der Höhepunkt war ein Open Air Konzert in Ybbs. Es war das Wochenende vor der letzten Drehwoche, die an Originalschauplätzen in der Domiminikanischen Republik stattfinden sollte. Wir spielten bis 21 30 Uhr, danach direkt ins Taxi und um kurz nach Mitternacht saß ich in einem Flieger nach Miami. Zum ersten und wahrscheinlich letzten Mal in diesem Leben, flog ich Langstrecke Business Class. Hundemüde bestellte ich einen Whiskey und schlief ein. Ich träumte dann tatsächlich, dass Hans H. neben mir saß. Er trank auch einen Whiskey und sagte zu mir: "Des is scho' in Ordnung, was du da machst. Des gfoit ma." Die sogenannte "Domrep" war ein spezielles Erlebnis. Wir waren von Maimi nach Los Angeles weiter geflogen, hatten dort eine Szene gedreht und landeten schließlich am letzten Schauplatz dieser Reise. Hier drehten wir die letzten Szenen des Films. Den Unfalltod. Grace Jones war engagiert worden. Mein erster Kontakt mit einem Weltstar. Sie hielt das ganze Team auf Trab. Still und leise dachte ich: wenn das der Preis des Ruhms ist, will ich wieder zurück nach Klagenfurt. Nach der letzten Klappe ließ ich mir den den Kopf kahl rasieren und schwor, obschon ich jede Sekunde an seiner Seite geliebt hatte, Falco ziehen zu lassen. Auch wenn die Verlockung mitunter groß sein wird. Ich mach' Euch nicht den Falco-Kasperl der Nation. Erst vor drei Tagen kam wieder einmal eine Anfrage: "Wir hätten die Idee, dass Sie bei unserem Jubiläum als Falco auftreten könnten. Das ist doch eine großartige Idee! Dass da noch keiner vorher draufgekommen ist?!" Doch sind jemand. Ganz viele. Das war die Anfrage Nummer 204. Ich sammle sie nämlich. Werbepspots, Donauinsel, Interviews zum Todestag, jedes Jahr im U4, Mitternachtseinlagen, Feuerwehrfeste etc.





Hundemüde sitze ich wieder im Flugzeug. Ich habe nichts geschlafen, weil wir nach Drehschluss noch ein Frühstück bei mir für Ö3 aufgenommen hatten. Um drei Uhr Früh am Strand in der Dominikanischen Republik so tun als würde man gerade gut ausgeschlafen, eine Semmel mit Marmelade bestreichen und dabei übers Leben sinieren. So ist das also. Hinter den Kulissen der Unterhaltungsbranche. Oder so ähnlich. Ich schaue aus dem Fenster und frage mich, warum ich das alles so sehr herbeigesehnt habe und jetzt trotzdem so leer bin. Seit ich Charly Chaplin, die Marx Brothers und Buster Keaton als Kind für mich entdeckt hatte, war die Stossrichtung definiert. Ich erinnere mich, wie ich verkleidet und geschminkt im Garten meiner Eltern stand und mir vorstellte, dass ich auf einem Filmset bin. Eleganz und Humor. Grandezza und Bescheidenheit.







Bilder (c) Petro Domennig