FAUNER CONSULTING
Wir wollten es wissen
Die Zusammenarbeit mit Georg Weissgram reicht in die Schulzeit zurück. Später drehte Georg die ersten Musikvideos meiner Band Mondscheiner. Legendär ist der Dreh für unser Stück Tagebuch eine Dichters. Ich meinte: wir sind pleite, wir können nicht drehen. Georg sagte: ok, wir besetzen um, meine Freunde müssen vor die Kamera. Ich brauche nur eine Kiste Bier. So geschah es. Wir haben in einer Zeit angefangen, als das Internet noch nicht da war, oder zumindest in den allerersten Kinderschuhen steckte. Man glaubte damals noch ganz fest daran, dass ein Album oder einen Film zu produzieren sehr, sehr viel Geld kostet. Georg war der erste in unserem Umfeld der sagte: nein, es kostet Liebe und Lebenszeit, aber den Rest kriegen wir hin und die Entwicklung arbeitet für uns. Er sollte recht behalten. Heute nehmen junge Menschen hochwertige Dinge in ihren Wohnzimmern auf. Georg schrieb auch Drehbücher. Spielfilmdrehbücher. Mehrere sogar. Und im Gegensatz zu den meisten anderen damals, schrieb er sie zu Ende. Wir wollten diese, oder zumindest eines davon, gerne verfilmen. Das Problem war. Georg war nie auf einer Uni gewesen und also auch nicht auf der Filmakademie und auch auf keiner anderen Filmschule und das vielzitierte netzwerken gehört auch nicht zu seinen ureigensten Stärken. Ich ging mit seinen Büchern Klinken putzen. Irgendwann merkten wir, dass Feedback war eher mager bleiben würde. Genaugenommen gab es keines. Die Bücher wurden nicht gelesen. Damals machte mich damals sehr wütend. Heute bin ich ein bisschen milder, da mir auch oft Leute Bücher schicken und ich meistens nicht die Zeit habe, diese zu lesen. Wir sagten gut, lass uns die alte Bierkistenidee hervorholen und sie auf ein neues Level hieven. Wir entwickelten gemeinsam die Figur des Franz “Francois” Fauner und Georg setzte sich hin und schrieb 10 Folgen. Das Internet war gerade im Kommen und wir kämpften nun auch ein bisschen gegen die Uhr, weil wir uns in den Kopf gesetzt hatten, dass wir die erste Internetserie Österreichs machen wollten. Wir trommelten alle Menschen zusammen, die schon so oft bei Musikdrehs oder Studierendenfilmen für einen Apfel und ein Ei gearbeitet hatten und baten sie es wieder zu tun. Sie taten es. Georg und ich nannten uns großspurig Produzenten und übernahmen noch viele weitere Depatments. Ich war zum Beispiel noch Haupdarsteller, Caterer und Caster. Anna und Georg stellten uns ihre geniale Innenstadtwohnung, die kurz vor der Renovierung stand, zehn mal einen Tag zur Verfügung und wir drehten es einfach. Am Theater in Bregenz hatte ich kurz davor Simon Skina kennengelernt. Er war Regiassistent gewesen und sprühte nur so vor Ideen. Wir entwickelten das Konzept wöchentlich um 20 15 Uhr, also zur besten Sendezeit zu erscheinen und Simon schrieb kluge, kryptische E-mails an die Presse. Ich konnte einige HochkaräterInnen überzeugen uns jeweils einen Tag ihrer Lebenszeit zu schenken. (Marion Mitterhammer, Simon Schwarz, Thomas Stipsits, Inge Maux , Matthias Franz Stein u.a.) Mit Abstand würde ich folgende Konklusio erstellen: ich finde es toll, dass wir es durchgezogen haben. Der ORF hat es uns zu einem Preis abgekauft, dass wir zumindest an alle einen symbolischen Beitrag auszahlen konnten, das Medienecho war enorm, Georg bekam durchaus den einen oder anderen Fuss in diverse Türen, aber das eigentliche Ziel, nämlich eine zweite Staffel zu machen, und zwar richtig mit Zeit und Geld, ist bisher nicht gelungen. Um es mit meinem Freund Simon zu sagen, der als Fazit immer Fussballmetaphern bemüht: Unentschieden. Eine hochspannende Partie, die mit einer Punktteilung endete.
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FALCO, VERDMAMMT WIR LEBEN NOCH
Ein unwahrscheinliches Ereignis
Eine Freundin von mir sagt gerne: "Energie folgt der Aufmerksamkeit." Sie glaubt da fest daran. Ich würde das auch gerne, aber mir gelingt es nicht so ganz, oder zumindest nur manchmal. Dennoch bietet mir mein Beruf immer wieder Geschichten an, die in diese Theorie erhärten. Eine solche habe ich oft erzählt und ich erzähle sie aber gerne auch hier nocheinmal. Sie fühlt sich auch heute, fünfzehn Jahre später, immer noch ein wenig surreal an. Ich hatte die Schauspielschule beendet und war ein Jahr in Linz am Theater gewesen. Da sich dies aber mit unseren Ambitionen als Band schlecht vereinbaren ließ, hatte ich gekündigt und spielte Theater in der sogenannten freien Szene. Immer versuchte ich Band und Theater unter einen Hut zu bringen. Soll heißen, wenn man mir eine Rolle anbot, versuchte ich die Band mit hinein zu verhandeln.
Bilder (c) Mondscheiner
Besonders gedeihlich klappte dieses Unterfangen bei und mit dem Regisseur Alexander Kubelka. Schon diese Geschichte verlief so unglaubwürdig, dass man sie erzählen muss: Kubelkas damalige Lebensgefährtin war zu diesem Zeitpunkt meine Agentin. Ich war zum Kaffe geladen, um die gemeinsamen Pläne zu besprechen. Wir saßen bei Kaffe und Kuchen, als plötzlich ein Mann im Bademantel in der Küche stand. Dann passierte etwas, das in diesem Beruf leider äußerst selten vorkommt: er sah mich eine Weile an ohne etwas zu sagen und engagierte mich vom Fleck weg, also strenggenommen von der Küchenbank weg.
Bild (c) Neue Oper Wien
Nach einer gemeinsamen Opernproduktion, nahm er mich als Edgar (das ist der Bruder, der verrückt wird und nackt durch den Wald läuft) mit nach Klagenfurt um King Lear zu probieren. Die Band war Teil des Deals und so waren wir alle vier mit Familien als Schauspieler und Musiker für sieben Wochen in Klagenfurt. Inge Maux, die wir später für Fauner Consulting engagierten, spielte den Narren und Dirk Diekmann, der meinen Bruder Edmund gab, waren unter anderem auch Teil des Ensembles. Von Dirk lernte ich einen völlig neuen Zugang mit Sprache um zu gehen. Bis zu seinem Tod schickten wir uns Sprachnachrichten mit Gedichten, die wir entdeckt hatten. Den König spielt Wolfgang Hübsch. Während der Proben nahm er mich einmal zur Seite und meinte: "Mach' nicht den gleichen Fehler wie ich, bleib' nicht am Theater hängen. Geh zum Film!" Ich stammelte nur: "Ja, das will ich eh."
Bilder (c) Stadttheater Klagenfurt
Bilder (c) Landestheater Vorarlberg
Ein paar Tage später saß ich in Klagenfurt im Theatercafe, da sprang mir eine Schlagzeile in einem Boulevardblatt ins Auge: "Robert Stadlober legt die Falco-Rolle zurück!" Im Artikel waren ein paar Namen angeführt, wer die potentiellen Kandidaten sein könnten. Meiner war nicht dabei. Keine Ahnung, woher die Hybris kam, die sich meiner in diesem Moment bemächtigte. Vielleicht lag es daran, dass ich mich wohl fühlte zu dieser Zeit, dass es leichte, unbeschwerte Tage in Kärnten waren, dass meine kleine, gerade erst gegründete, Familie dabei war, dass es ein Arbeitsumfeld war in dem man sich gerne bewegte, das im Großen und Ganzen von Respekt getragen war. Wie auch immer. Mir war jedenfalls in diesem Moment klar: tut mir leid liebe Kollegen, aber diese Rolle gehört mir. Dann weiß ich nicht mehr genau, ob mich die Erinnerung trügt, weil alles so schnell ging. Jedenfalls schrieb ich der Casterin Eva Roth einen Brief. Sie meinte, ich sei zu unbekannt, man wolle einen großen Namen, schließlich sei es ein sehr teures Projekt und da brauche man jemand, der es gewohnt sei mit Druck um zu gehen. Sie lud mich für Wickerl Adam, eine Nebenrolle im Film, zum Vorsprechen ein und meinte, ich können ja auch für die Hauptrolle ein bisschen was vorbereiten. Wenn dann noch Zeit sei, könne man das im Anschluss noch dranhängen. Versprechen könne sie aber nichts. Die Band half mit. Wir studierten zwei Falco Songs ein. Ich weiß nicht mehr welche. Was ich noch weiß ist, dass ich nicht nur ein zweites Casting mit dem Regisseur Thomas Roth bekam, sondern dass selbiger mit dem Herrstellungsleiter Markus Pauser und den Produzenten eines nachts bei meiner Mutter im Garten stand. Hinten im Schuppen hatten wir unseren Proberaum. Dieser wurde für mich plötzlich das Tor zur Filmwelt. Ich bekam die Rolle. Der Produzent Andreas Kamm sagte den Satz: "Mach' uns den Hans!" So einfach und so schwer zugleich. Es waren nur noch sechs Wochen bis Drehbeginn. Die Zeit drängte. Ich richtete mir ein Falco-Zimmer ein und karrte Videos, Bücher und alle Interviews die man kriegen konnte, an. Susi Stach startete bei diesem Projekt ihre zweite Karriere. Sie spielt nicht nur Mama Hölzel im Film, sie begann auch ihre Arbeit als SchauspielerInnen-Coach. Wir sahen die Videos, die jede(r) kennt, immer und immer wieder. Da musste wir präzise sein, da würde es einen direkten Vergleich geben. Bei den "privaten" Szenen hatten wir vergleichsweise mehr Freiheit.
Bilder (c) Petro Domennig
Auf mehreren Ebenen bekam ich Crashkurse. Der heftigste war jener im Umgang mit den Medien. Vorher hatte sich kaum jemand interessiert und von einem Tag auf den anderen, konnten wir uns der Anfragen gar nicht erwehren. Es erschienen Interviews, die ich nie gegeben hatte und plötzlich war ein großes Farbfoto von der Kostümprobe am Cover der Kronenzeitung. Und das alles noch vor Drehbeginn. Als es dann los ging, war ich im Tunnel. Mir war, zu meinem großen Glück, gerade noch rechtzeitig bewusst geworden, dass das Projekt zu groß war um es allen recht zu machen, geschweigedenn allen zu gefallen. So beschloss ich, mich wenn möglich selbst zu unterhalten. Christian Tramitz und Niki Ofczarek flankierten mich. Sie hatten mir zu verstehen gegeben, dass sie meine Herangehensweise schätzten. Damit machten sie mir das größte Geschenk. Ich fühlte mich frei. Plötzlich hatte ich zwei größere Brüder mit denen ich spielen und alles ausprobieren konnte. Außerdem passten sie auf mich auf und achteten darauf, dass ich mich nicht vergaloppierte. Das vergesse ich ihnen nie. Die Kraft die mir das gab, erhärtete meinen Wunsch nach einem guten Miteinander. Ich habe danach immer darauf geachtet jüngeren KollegInnen meine Unterstützung wissen zu lassen. Nicht zuletzt deswegen weil ich am eigenen Jungschauspielerleib mitbekommen habe, wie maßgeblich so eine Kraft für den weiteren Berufsweg sein kann.
Noch etwas hatte sich verändert. Die Tage waren so angefüllt bis oben hin. Drehen, Presse, Promotion. Dauernd wollte jemand etwas. Ich wollte freundlich bleiben und mir für alle auch Zeit nehmen. Was ich nicht bermerkte: meine kleine Familie, mit der es in Klagenfurt noch so fein gewesen war, begann ich zu vernachlässigen. Das tut mir bis heute leid. Obeschon ich von method acting nichts halte, hat meine Frau wohl recht. Jede größere Rolle hinterlässt Spuren. Es bleibt ein wunderschöner, aber auch gefährlicher Beruf und man muss auf die, die einem wichtig sind, sehr gut aufpasssen. (Das gilt ziemlich sicher für andere Berufe auch) Der Produzent Andreas Kamm bekam mit, dass ich etwas strauchelte und sagte: "Du fährst ab jetzt nur noch Taxi. Bis der Wahnsinn vorbei ist." Das ist mir wohl auch deshalb in bleibender Erinnerung, weil in meinem Leben war Taxifahren bisher die absolute Ausnahme gewesen. Taxifahren und ins Restaurant gehen. Das leistet man sich einmal im Jahr. Plötzlich fuhr ich am hellichten Tag einfach so in einem Taxi durch Wien. Oder von Ybbs zum Flughafen. Das kam nämlich auch noch hinzu. Der Band hatte ich versprochen, dass auch während der Dreharbeiten kein Konzert abgesagt wird. Ehrensache. Ich pfiff zwar schon aus dem letzten Loch, aber wenn man jung ist und die Dinge gerne tut, geht einiges. Der Höhepunkt war ein Open Air Konzert in Ybbs. Es war das Wochenende vor der letzten Drehwoche, die an Originalschauplätzen in der Domiminikanischen Republik stattfinden sollte. Wir spielten bis 21 30 Uhr, danach direkt ins Taxi und um kurz nach Mitternacht saß ich in einem Flieger nach Miami. Zum ersten und wahrscheinlich letzten Mal in diesem Leben, flog ich Langstrecke Business Class. Hundemüde bestellte ich einen Whiskey und schlief ein. Ich träumte dann tatsächlich, dass Hans H. neben mir saß. Er trank auch einen Whiskey und sagte zu mir: "Des is scho' in Ordnung, was du da machst. Des gfoit ma." Die sogenannte "Domrep" war ein spezielles Erlebnis. Wir waren von Maimi nach Los Angeles weiter geflogen, hatten dort eine Szene gedreht und landeten schließlich am letzten Schauplatz dieser Reise. Hier drehten wir die letzten Szenen des Films. Den Unfalltod. Grace Jones war engagiert worden. Mein erster Kontakt mit einem Weltstar. Sie hielt das ganze Team auf Trab. Still und leise dachte ich: wenn das der Preis des Ruhms ist, will ich wieder zurück nach Klagenfurt. Nach der letzten Klappe ließ ich mir den den Kopf kahl rasieren und schwor, obschon ich jede Sekunde an seiner Seite geliebt hatte, Falco ziehen zu lassen. Auch wenn die Verlockung mitunter groß sein wird. Ich mach' Euch nicht den Falco-Kasperl der Nation. Erst vor drei Tagen kam wieder einmal eine Anfrage: "Wir hätten die Idee, dass Sie bei unserem Jubiläum als Falco auftreten könnten. Das ist doch eine großartige Idee! Dass da noch keiner vorher draufgekommen ist?!" Doch sind jemand. Ganz viele. Das war die Anfrage Nummer 204. Ich sammle sie nämlich. Werbepspots, Donauinsel, Interviews zum Todestag, jedes Jahr im U4, Mitternachtseinlagen, Feuerwehrfeste etc.
Hundemüde sitze ich wieder im Flugzeug. Ich habe nichts geschlafen, weil wir nach Drehschluss noch ein Frühstück bei mir für Ö3 aufgenommen hatten. Um drei Uhr Früh am Strand in der Dominikanischen Republik so tun als würde man gerade gut ausgeschlafen, eine Semmel mit Marmelade bestreichen und dabei übers Leben sinieren. So ist das also. Hinter den Kulissen der Unterhaltungsbranche. Oder so ähnlich. Ich schaue aus dem Fenster und frage mich, warum ich das alles so sehr herbeigesehnt habe und jetzt trotzdem so leer bin. Seit ich Charly Chaplin, die Marx Brothers und Buster Keaton als Kind für mich entdeckt hatte, war die Stossrichtung definiert. Ich erinnere mich, wie ich verkleidet und geschminkt im Garten meiner Eltern stand und mir vorstellte, dass ich auf einem Filmset bin. Eleganz und Humor. Grandezza und Bescheidenheit.
Bilder (c) Petro Domennig
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SCHREIBEN UND DREHEN MIT JOHANNA MODER
Alleine unter lauter Grazerinnen und Grazern
Johanna und ich lieben Filme von Ken Loach. Das ist eine schöne Basis. Johanna und ich laufen. Sie läuft, wenn ich nicht dabei bin, ein wenig schneller als ich. Wenn sie mit mir joggt, passt sie sich an. Das rechne ich Johanna hoch an, weil ich gerne mit ihr durch den Prater laufe. Manchmal laufen wir auch um den Ring. Ich bin mit Johanna mittlerweile auch befreundet. Also nicht nur mit Johanna, sondern auch mit Rupert, ihrem Mann, der bei meinem Soloprogramm GOLDFISCH Regie geführt hat. Aber das ist eine andere Geschichte. Kennengelernt haben wir einander beim Casting für Johannas ersten Film High Performance. Mein Eindruck damals: ich bin der Einzige hier, der niemanden kennt. Johanna hatte ihren Kamermann Robert Oberrainer und ihren Hauptdarsteller Marcel Mohab direkt aus Graz zum Studieren nach Wien mitgenommen und auch der Rest des Teams wirkte so, als wären man mindestens schon gemeinsam in der Volksschule gewesen. Ich bekam die Rolle und wir hatten eine sehr gute Zeit beim Drehen. Aus dieser Erfahrung enstand der Wunsch beim nächsten Film wieder in dieser Konstellation zu arbeiten und das Drehbuch gemeinsam zu entwickeln. Falls Sie, die das lesen, PsychologIn sind, erkennen Sie vielleicht ein Muster. Ich bin durchaus bereit dies ein zu gestehen. Ja, ich arbteite sehr gerne mit Menschen, die ich auch mag! Wir trafen uns regelmäßig. Johanna, Marcel und ich. Ein paar Tage waren wir im Looshaus um zu schreiben, zu wandern, zu essen, zu diskutieren und wieder zu schreiben. Das Schöne, aber auch Gefährliche, an diesem Beruf ist, wenn man sich in eine Geschichte verbissen hat, verschwindet die Außenwelt. Die erfundene Geschichte droht zur Hauptgeschichte zu werden und die sogennante Realität verblasst. Nach der Anfangseuphorie folgten erste Rückschritte. Wir waren uns nicht immer einig, wohin die Reise gehen sollte und vorallem wurde der Film mehrmals nicht gefördert. Es dauerte tatsächlich sieben Jahre. Von der ersten Idee bis zum ersten Drehtag. Eine hochspannende Erfahrung war das Casting. Wir hatten zwei Männerollen geschrieben und die waren uns, da die beiden Co-Autoren egoistisch genug waren, auf den Leib geschrieben. Primär casteten wir also die beiden weiblichen Hauptfiguren. Es sei an dieser Stelle verkündet: Es ist total subjektiv, so eine Entscheidung zu treffen. Da wirklich so gut wie alle deutschsprachigen Schauspielerinnengrößen, die altersmäßig in Frage kamen, unserer Einladung folgten, konnten wir aus dem vollen schöpfen. Dass Julia Jentsch schließlich zusagte, war auf dieser langen Reise mein persönliches Highlight, da ich seit Die fetten Jahre sind vorbei ein großer Fan von ihr bin und es unendlich schätze, wie sie ihren Beruf und das Eine-öffentliche-Person-sein, interpretiert. Der Film wird auch deswegen immer einer meiner wichtigsten bleiben, weil die Filmkinder die echten Kinder sind. Johanna hatte die Idee, sie zum Casting ein zu laden. Sie hatten Lust und es war eine gute Möglichkeit den Beruf des Vaters, mit dem sie bereits ihr ganzes Leben konfrontiert sind, mal von innen kennen zu lernen. Waren einmal Revoluzzer hatte während der Pandemie seine Premiere und wie für alle Filme in dieser Zeit war dies nicht die allerbeste Vorraussetzung. Das Gute an Filmen ist aber: Es gibt sie länger und sie bleiben. Im Frühsommer 2022 traf ich den Produzenten Gerald Podgornig. Eigentlich ging es um ein anderes Projekt, aber wir verstanden uns sehr gut und kamen vom Hundersten ins Tausendste und irgendwann erwähnte er die Tatsache, dass er seit zehn Jahren versuchen würde Daniel Glattauers Ewig Dein zu verfilmen. Julia Koschitz sollte und wollte von Anfang an Judith spielen und die Rolle des Hannes hatte sich über die Jahre immer wieder verändert. Also vorallem die Schauspieler, die es hätten spielen sollen, wurden immer wieder andere. Ich bin gut in zweiter Wahl. Bei Falco war das auch schon so. Während wir darüber sprachen merkten wir beide, dass das wieder eine dieser Rollen ist, die ich so besonders gerne spiele. Wollen wir einen Überbegriff finden? Psychos mit freundlichem Auftreten. Oder so ähnlich. Ich schlug Johanna als Regisseurin vor, Gerald meinte, er hätte sie schon lange am Zettel und so gingen wir auseinander. So geht man des Öfteren auseinander in diesem Geschäft. Den Kopf voller Ideen, aber meistens wird es dann nichts. Bei Gerald war das anders. Er entwickelte einen derartigen Zug zum Tor, dass ich nur so staunte. Ein Jahr später, im Sommer 2023 drehten wir den Film. Die letzten Drehtage waren in Venedig. Daniel Glattauer begleitete uns. Der Film feiert im Herbst 24 seine Premiere.
High Performance:
Bilder (c) Vassili Firsov (Freibeuter Film)
Waren einmal Revoluzzer:
Bilder (c) Filmstills und privat
Ewig Dein:
Bilder (c) Petro Domenigg und Luca Baggio
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